Entfremdung der Menschen von der Natur und Entstehung von Mangeldenken

IMG_20200905_192615 (1)

Wie Mangeldenken und Existenzängste im Verlauf der Menschheitsgeschichte entstanden und was Industrialisierung, Massenproduktion, Zerstörung der Gemeinschaften und das „Vater-Mutter-Kind-System“ damit zu tun haben

Die Arbeitswelt

Ein strukturiertes Arbeitsverhältnis kann etwas Gutes sein und uns Sicherheit geben, jedoch birgt die Arbeitswelt auch die Gefahr der Entfremdung von der Natur und von sich selbst.

Die Regulierung der Lebenszeit verhindert, dass man intuitiv den eigenen Tag angeht und entscheiden kann, ob man beispielweise produktiv oder kreativ ist, ob es ein häuslicher Tag wird oder ob man in die Natur geht. Wir können also nicht immer das machen, was im entsprechenden Moment wichtig für unseren Energiehaushalt ist. Das führt dazu, dass wir oft gegen unsere eigene Natur leben, während wir unsere Jobfunktion erfüllen. Wenn das geschieht, spalten wir einen Teil von uns ab. Das ist zwar nicht für alle Menschen, die ihre Arbeit gerne machen, ein Problem, jedoch gibt es zunehmend mehr Menschen mit einer hochsensiblen Persönlichkeit, für die sich eine Festanstellung wie eine Art Tunnel anfühlt, der sie von ihrer wahren Natur und ihrem Zuhause abtrennt. Sie empfinden es eher so, als ob sie eine Rolle spielen und sich auf der Arbeit verstellen müssen, also wie eine Art kleines Gefängnis. Für viele ist es ein ständiger Spagat zwischen Arbeit und Privatleben.

Bildung und Schulsystem

Auch im Schulsystem passiert dies bereits. Die jungen Menschen sind gezwungen, bestimmte Dinge zu lernen, ohne dass sie gefragt werden, ob sie das möchten und ohne dass sich der Bildungsweg nach ihren Interessen und Fähigkeiten richtet. Es ist ja grundsätzlich positiv, sich zu bilden, zu lernen, praktische Erfahrungen zu machen und schließlich Experte in etwas zu werden. Das Schulsystem ist jedoch mehr auf das Versagen als auf die persönlichen Erfolge fokussiert, sodass schon in jungen Jahren ein Mangeldenken herangezüchtet wird. Meines Erachtens ist dies sehr kontraproduktiv, da es die Motivation für das Leben und die eigenen Möglichkeiten so stark hemmen kann, dass der junge Mensch oftmals nach Jahren im Schulsystem bereits wie gehetzt ist und Entscheidungen unter subtilem gesellschaftlichem Druck treffen muss.

Sowohl im Bildungssystem als auch in der Arbeitswelt wird unsere Lebenszeit reguliert, und es ist sehr schade, dass uns das davon abhält, unserem ureigenen inneren Rhythmus zu folgen. Wir vertrauen uns selbst nicht mehr, da es immer nur darum geht, die Vorgaben zu erfüllen. Wir müssen uns am Außen orientieren und nicht an dem, was wir innerlich wollen. Natürlich bezieht sich diese Betrachtungsweise nicht auf alle Menschen, da es auch sehr viele Leute gibt, die mit diesen Strukturen happy sind, die Schule mit links gemacht haben und einem Beruf nachgehen, in dem sie sich wohlfühlen. Es ist meine eigene Ansicht, geprägt durch meine persönlichen Erfahrungen im gesellschaftlichen Leben und ich spreche lediglich für eine Gruppe von Leuten, dennoch erlebe ich es oft, dass ich anderen aus der Seele spreche, wenn ich diese Dinge in Worte fasse und auf den Punkt bringe.

Ich bin der Meinung, dass gerade die jungen Menschen noch viel mehr ihr eigenes Potenzial ausschöpfen müssten, um glückliche und zufriedene Personen zu werden. Und dass ihnen in den Schulen hierbei geholfen werden könnte und auch sollte, da sie ja einen Großteil ihrer Lebenszeit dort verbringen (müssen). Weniger allgemeiner Lehrplan und viel mehr Wachstumsmöglichkeiten sollten geboten werden, damit die jungen Leute wieder mehr Spaß am Leben haben, statt in stickigen Räumen zu sitzen mit viel zu wenig Bewegung, und ständig Angst haben zu müssen, bei den ganzen Lernfächern nicht hinterherzukommen und nicht gut genug zu sein.

Als meine Tochter in der Grundschule war, hatte ich mal eine Vision. Ich machte mir Gedanken, weil sie die ersten zwei Jahre sehr gerne hingegangen war und im dritten Jahr anfing, dort Energie zu verlieren, da es stressiger und gleichzeitig weniger interessant war als zuvor. Noch dazu dann natürlich viel zu wenig Bewegung durch das ständige Sitzen. Es entwickelte sich so, dass sie richtig erschöpft war, wenn sie nach Hause kam und ihren sportlichen Hobbies nicht mehr nachgehen wollte, die sie so dringend als Ausgleich gebraucht hätte. Natürlich gefiel mir diese Entwicklung nicht und es erinnerte mich an meine eigene Müdigkeit, die ich in meiner Kindheit (ebenfalls ab der dritten Klasse) in der Schule verspürt hatte.
Die Vision, die ich hatte, war ein Bild von den Schulen der Zukunft:
Jeder Stadtteil hat ein Schulzentrum, in dem die Kinder und Jugendlichen sich bei verschiedenen Aktivitäten, Kursen und Workshops anmelden können. Sie können frei entscheiden, jedoch die Anmeldungen sind dann verbindlich, egal ob ein Kurs ein Jahr lang geht oder zwei Wochen oder ob es sich um eine Tagesaktivität handelt. Die Angebote gehen von normalen Schulfächern über kreative Workshops, Musikangebote, sportliche Aktivitäten, Kochen und Ausflüge bis hin zu Handwerk und Gärtnern. Jeder kann sich hier entwickeln und es sind nicht nur Gleichaltrige zusammen bei den Aktivitäten. Kinder können hier einfach nur betreut sein und eine gute Zeit haben oder schon früh ihren Berufswunsch finden und Experte in etwas werden. Man sitzt nicht nur in geschlossenen Räumen, sondern bewegt sich auch draußen und ist in Kontakt mit der Natur, je nachdem, welche Aktivitäten man wählt. Um diesem Argument gleich zuvorzukommen: Ich spreche hier nicht von Larifari oder Laisser-faire. Ich bin der Meinung, dass man im späteren Leben sogar motivierter und mit viel mehr Freude und besseren Entscheidungsansätzen agiert, wenn man eine erfüllte und kreative Kindheit und Jugend gehabt hat. Es entwickelt sich eine natürliche selbstgewollte Disziplin statt einer von außen auferlegten und auf Existenzangst begründeten Disziplin. Sogar unnötiges Konsumverhalten und sexualisiertes sowie asoziales Verhalten könnten durch eine solch wunderbare Schulzeit vermieden werden, da es ein erfüllteres Leben ist und das Bedürfnis nach Ablenkung und Kompensation schwinden würde. Mangeldenken ist uns zwar anerzogen worden, aber wir haben die Chance, es zu ändern. Unseren Fokus zu ändern und die Welt in aller Schönheit mit all ihren Möglichkeiten zu sehen. Das ist in der heutigen Zeit einfacher als noch bei den vorherigen Generationen.

Bevölkerungswachstum

Die Entfremdung von der Natur hängt stark mit der Entfremdung von unserer eigenen Natur zusammen. Wir sind ein Teil der Natur und haben uns von ihr entfremdet, weil wir Menschen uns seit ein paar tausend Jahren einfach ungehemmt und unkontrolliert vermehren und die Ressourcen der Erde ausbeuten.

Als früher die Menschen noch in Gemeinschaften lebten (vor mehreren tausend Jahren), lebten viel weniger Kinder als Erwachsene in einer Gemeinschaft und diese Kinder wurden sehr geachtet und behütet und sie wurden geschult in den Aufgaben, die ihren Talenten entsprachen.
Es wurden auch nicht einfach so Kinder in die Welt gesetzt, sondern es wurde genau entschieden, wer ein Kind bekam und wann es für die Gemeinschaft gut war und es genug Ressourcen für alle gab. Diese Kinder wurden sehr geachtet und geliebt von allen. Nicht nur die biologischen Eltern waren für ein Kind verantwortlich, sondern die gesamte Gemeinschaft.

Die Clanführerinnen waren über die Medizinfrauen in stetiger Kommunikation mit der Natur und so wusste man, wann der Zeitpunkt war, dass ein neues Kind in der Gemeinschaft geboren werden konnte. Sexuelle Aktivität passierte also nicht „einfach so“ nach Instinkt, es wurde genau entschieden oder angefragt. Die Ehe ist eine Erfindung des Patriarchats und sie beinhaltete (und beinhaltet in einigen Kulturen bis heute noch) die sexuelle Gefügigkeit der Frauen gegenüber den Männern. Das Patriarchat hat die ursprünglichen, meist von Frauen geführten Gemeinschaften schrittweise kaputtgemacht. Am Anfang heirateten natürlich nicht alle Menschen einer Gemeinschaft, sondern nur einige, jedoch etablierten sich die Zweiergemeinschaften innerhalb der Gruppen. Dass sich Familien absonderten, geschah erst später. Beispielsweise durch ein Übersiedeln in eine Stadt.

Heutzutage werden neue Kinder „einfach so“ geboren, Eltern haben oft nicht mal Zeit für sie! Es gibt so viele verlorene, misshandelte und missachtete Kinder, egal, wo auf der Welt.

Wenn man arme Familien fragt, warum sie so viele Kinder in die Welt setzen, die sie gar nicht versorgen können, ist die Antwort oftmals, dass die Kinder später für die Eltern sorgen müssen. Hierbei wird deutlich, dass die erwachsenen Menschen ohne die Gemeinschaft verloren bzw. auf ihre Kinder angewiesen sind. Ich empfinde das als sehr schräg und nicht gesund und betrachte es als eine weitergeschobene Verantwortung. Kinder haben grundsätzlich eine Daseinsberechtigung ohne Bringschuld bei den Eltern! Doch die Menschen, die kaum sich selbst versorgen können, bleiben in ihren Hamsterrädern, sind planlos sexuell aktiv und es entstehen in den armen Verhältnissen noch mehr Kinder. Oftmals sind die Frauen in dieser Hinsicht den Männern ausgeliefert und lassen alles mit sich geschehen, fügen sich später in ihr Schicksal. Warum gerade diese Frauen sich unbedingt einem Mann unterwerfen müssen statt sich mit Freundinnen zusammenzutun und als kleine Gemeinschaft einfach etwas für sich selbst aufzubauen, liegt sicherlich an der Prägung, mit der sie aufwachsen. Dennoch denke ich nicht, dass Armut unbedingt ein Grund dafür sein muss, nicht aus diesem Kreislauf auszubrechen. Gerade wenn man nicht wohlhabend ist, sollte man dafür sorgen, dass man ein entspanntes Leben führen kann und statt sich noch mehr Stress aufzubauen, indem man Kinder versorgen muss, vielleicht einfach mal mit Freundinnen einen Kaffee trinken, reden und Pläne machen. Denn wenn man, ohne dass man sich etwas aufgebaut hat, sich den Druck macht, noch die kommende Generation versorgen zu müssen, hat man viel weniger Zeit, um mal nach rechts und links zu schauen oder innezuhalten und sich aus der Ruhe heraus etwas zu überlegen.

Aber auch in unserer „modernen“ Gesellschaft sind die Menschen ebenfalls einfach planlos sexuell aktiv, diese Entwicklung wird sogar von den Medien angetrieben.
Ja, die kommenden Generationen sollen unsere Renten bezahlen, wird gesagt. Doch das Rentensystem ist sowieso schon lange aus den Fugen. Warum sollen wir permanent am Alten festhalten ohne nach rechts und links zu schauen und ohne einfach mal innezuhalten und darüber nachzudenken, wie sich alles neu strukturieren kann und wir uns nicht noch weiter vermehren? Wohnraum ist bereits teuer und in den Städten wird es immer voller. Die natürlichsten Grundbedürfnisse wie Wohnen sind zum Luxus geworden. Das Essen wird nicht mehr selbst oder zumindest lokal angebaut und hergestellt, sondern aus entfernten Ländern herangeschafft und industriell produziert. Selbst Möbel und Kleidung werden meist in Asien hergestellt und nach Europa geschifft. Auch hier sind also die Kapazitäten zu knapp, um sich munter weiter zu vermehren. Die letzten Regenwälder werden weiter gerodet, um Industrieanlagen, Pipelines oder industrielle Landwirtschaft zu betreiben. Innehalten und Pause machen wäre wirklich angebracht.

Industrialisierung und Einhegung von Gemeindeland

Ab ca. 1690 begann in Europa die Industrialisierung, man kann das ganz gut am Beispiel der Baumwollverarbeitungsmanufakturen in England sehen. Es gab zu der Zeit auf einmal sehr viel „billige“ Baumwolle aus dem kolonialisierten Indien und es entstanden die ersten Manufakturen, in denen die Baumwolle zu Stoffen verarbeitet wurde. Viele kleine Webereien, Familienbetriebe, gingen kaputt, weil durch die Fabriken die Preise gedrückt wurden, so waren viele Weber, die zuvor selbständig und von zuhause aus gearbeitet hatten, gezwungen, in den Fabriken zu arbeiten, da sie immer weniger Einnahmen hatten. Ein anderer Faktor, der parallel passierte, war, dass es in England vorher immer Gemeindeland gegeben hatte, außerhalb der Ortschaften meistens, das von jedem genutzt werden konnte, jeder konnte sich eigenes Gemüse anbauen. Dieses Land wurde parallel zu dieser Entwicklung von den Manufakturbesitzern und durch Gutsherrensysteme privatisiert und stand so nicht mehr den Einwohnern zur Verfügung, auch das zwang die Menschen in größere Abhängigkeiten, sodass viele von ihnen als Arbeiter in die Fabriken gingen, um sich Essen kaufen zu können. Es wurde hart und lange gearbeitet und wenig bezahlt. Den Leuten war ihre Freiheit genommen und so wurden sie psychologisch klein gemacht. Ein starkes Mangelbewusstsein wurde bei den Leuten, die vorher frei waren, auf diese Weise erzeugt. Die Philosophie der Fabrikbesitzer war: Nicht so viel zahlen, sonst wollen sie weniger arbeiten. Wobei ich mich frage, was daran so schlimm gewesen wäre. Ich denke, dass gerade Fabrikarbeit vor allem dann für die Leute angenehm sein kann, wenn sie nicht Vollzeit arbeiten und sich abwechseln. Ich denke auch, dass glückliche Angestellte viel besser arbeiten als unterdrückte und gehetzte Arbeiter, die unter Druck und in Existenzangst leben.

Diese Entwicklung dauert bis heute an und ist meiner Ansicht nach einer der Hauptgründe für die Entfremdung der Menschen von der Natur.

Unsere eigene Natur – Intuition – innerer Rhythmus

Innehalten und sich Raum schaffen, um in die eigene Kraft zu kommen, kann nur jeder Einzelne. Zunächst für sich selbst. Wenn man auf sich achtet und nicht nur ständig danach lebt, es anderen rechtzumachen – der Familie, dem König, der Kirche, dem Großgrundbesitzer, den Lehrern oder der Gesellschaft -, gibt man sich selbst mehr Raum im Leben. Man kann besser bei sich bleiben und sich Zeit nehmen, um die Natur wahrzunehmen. Man lernt, auf die eigene Stimme zu hören, intuitiver zu leben und bewusste Entscheidungen zu treffen.

Die meisten aus meiner Generation haben in der Kindheit nicht gelernt, für sich selbst einzustehen. Es ist eine kollektive Entwicklung, keiner ist mit dem Problem alleine. Viele kennen es sicherlich noch, dass man beispielsweise nicht „egoistisch“ sein durfte. Wir können jedoch sehen, wo uns das hingeführt hat und wann im Leben wir uns für andere oder für die Gesellschaft verbogen haben und welche Umwege wir dadurch gegangen sind. Es ist wichtig, unseren Kindern dabei gut zu helfen, in dem Dschungel der Möglichkeiten die richtigen und für sie selbst positiven und förderlichen Wege zu nehmen und ihnen weiterzugeben, welche Bedeutung es hat, auf sich zu achten, nicht nur funktionelle Lebensentscheidungen zu treffen und zuallererst sich selbst Freiräume und ein stressfreies Leben zu schaffen. Dann kann sich wirklich auch allgemein noch mehr ändern.

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, dann teile ihn gerne!

Wer mag, kann sich gern hier in der NATUR-CAFÉ-Community registrieren, um über aktuelle Themen, Termine, Angebote und neue Beiträge informiert zu werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wenn du Teil der Community werden möchtest, dann trage dich hier ein und du bekommst alle Updates zu aktuellen Themen, Terminen und Blog-Beiträgen.
Trage dich hier ein:
Der Newsletter-Versand erfolgt entsprechend unserer Datenschutzerklärung.